Ein Partyvolk

Hannover 96 (AWD-Arena)

Auch in Hannover stellen wir fest – die Stadt macht sich. Vielleicht macht sich der Verein auch mal wieder, denn die letzte Meisterschaft ist bereits 58 Jahre her. Da wird es mal wieder Zeit. Mit etwas Glück wird das entscheidende Spiel ja in der AWD-Arena ausgetragen. Es gäbe mit Sicherheit eine riesige Party am Maschsee. Wie eine solche Party aussehen kann, konnten wir bereits heute bestaunen – nach abgeschlossenen Drachenbootrennen auf dem Maschsee feierten die Sportler ausgelassen in ihren Zeltlagern – spricht man da eigentlich auch von Boxengasse?

Hannover ist groß, 204 km² um genau zu sein, da ist Platz für mehr als ein Fest. So fand vor dem alten Rathaus das Fest der Kulturen statt und ebenfalls an diesem Wochenende der Christopher Street Day, von dem wir allerdings nichts bemerkten.

Um als Tourist alle Sehenswürdigkeiten in Hannover zu besuchen kann man einfach dem roten Faden folgen, einer Linie die auf das Pflaster aufgepinselt wurde und durch die ganze Innestadt führt. Als wir in 2008 auf unserer Deutschlandreise Hannover besuchten haben wir jedoch etwas Kritik geäussert da dieser rote Faden nicht überall zu erkennen war und haben den Praktikanten dafür verantwortlich gemacht. Diesmal war es besser – der Praktikant hat nachgemalt!

Wir waren schon oft in Hannover und so entschieden wir uns dafür der Stadt nur einen kleinen Besuch abzustatten. Nachdem wir noch in der City etwas gegessen hatten fuhren wir weiter ins Hotel um uns noch etwas zu erholen.

Aufreißer

Eintracht Braunschweig (Eintracht Stadion)

An Braunschweig waren wir bereits vorbeigefahren, als wir nach Wolfsburg fuhren. Auf dem Rückweg war dann endlich das Stadion der Eintracht an der Reihe. Wir mussten erneut feststellen, dass es nicht die Beste Idee war unsere Reise außerhalb der Saison zu machen. Die ursprüngliche Idee war, große Verkehrsaufkommen an Spieltagen bei den Stadien zu vermeiden. Das hat bisher auch super geklappt, nur leider wird im Moment auch an vielen Stadien gebaut. Das Eintracht Stadion wird anscheinend komplett ab, um oder neu gebaut. Wir befürchteten schon, dass sich dieses Bild in der Stadt fortsetzen könnte. Man hat ja von so ein paar Städten einfach ein Bild im Kopf und unser Bild von Braunschweig – kleine, hässliche Industriestadt. Stimmt aber mal so gar nicht. Braunschweig ist wirklich hübsch.

Wir parkten unser Auto bei den Schloss Arkaden und schauten uns die Stadt zu Fuß an. Am Schloss und ein paar Kirchen vorbei, über ein paar Plätze und den Marktplatz hinweg zum Dom. Den Dom suchten wir etwas länger, doch fanden wir ihn schließlich, ganz in der Nähe vom Rathaus. Gerade während unseres Besuches fand dort ein Mittelaltermarkt statt. Der Standort hinter dem Dom war gut gewählt und brachte das nötige Ambiente. Die teils aufwändigen Kostüme der Schausteller taten ihr übriges. Bevor wir das mit dem Mittelaltermarkt mitbekamen waren wir doch etwas verwundert über die vielen Kreuzritter und Menschen in altertümlicher Kleidung, die in Braunschweig unterwegs waren.

In einer Bäckerei machten wir noch etwas Ortskunde, zumindest was die Brötchenbestellung angeht. Während man in Bayern Semmeln, in Berlin Schrippen und in der restlichen Republik Brötchen bestellt, muss man in Braunschweig Aufreißer ordern, um normale Brötchen zu bekommen. Was man in Braunschweig wohl bekommt, wenn man einen Casanova bestellt?

Bitte recht freundlich

VfL Wolfsburg (Volkswagen Arena)

Das hätten wir Wolfsburg gar nicht zugetraut, das dachten sich auch viele, als der VFL Wolfsburg 1997 in die erste Liga aufstieg. Dort hält er sich seit dem aber Tapfer und holte sich 2009 sogar die Meisterschale. Das Heimstadion, die Volkswagen Arena, befindet sich unweit der VW Autostadt. Dort können stolze Neuwagenbesitzer ihre fertiggestellten Autos abholen. Gelagert werden die Schätzchen in zwei runden Glastürmen. Man sieht sein Auto schon von unten und kann mitverfolgen, wie es durch den Turm nach unten gefahren wird. Neben der Neuwagenauslieferung kann man sich in der Autostadt natürlich auch das VW-Museum anschauen oder mal einen Touareg auf der Gelände-Teststrecke ausprobieren. Sieht auf jeden Fall spannend aus. Als einzigen Nutzen dieser SUV konnten wir bisher nur erkennen, dass man mit den Dingern auf dem Grünstreifen parken kann oder warum braucht man so einen Geländewagen in der Stadt?

Genug von Autos, wir sind ja eigentlich wegen Fußball nach Wolfsburg gekommen, aber da die Volkswagen AG der Hauptsponsor des VfL ist und Namensgeber des Stadions, kann man nicht ohne die Erwähnung von Autos über den Bundesligisten schreiben.

Wer selbst einmal nach Wolfsburg fahren möchte, sei es um die Autostadt zu besichtigen, eine VW Werksführung zu machen oder um ein Bundesligaspiel zu sehen, der sollte bei Anreise mit dem PKW unbedingt die zulässige Höchstgeschwindigkeit einhalten. In Wolfsburg und Umgebung wimmelt es nur so von Blitzern. Vielleicht steht auch deshalb ein Schild in der Form eines Stopp-Schildes mit dem Wort SMILE am Fußweg in die Autostadt.

Hollandrad

SV Werder Bremen (Weser-Stadion)

Nachdem Bremen auf unseren beiden letzten Reisen etwas kurz gekommen ist, möchten wir uns nun bei Bremen, den Bremerinnen und Bremern, sowie allen Bremen-Fans in aller Form Entschuldigen. Denn Bremen ist immer eine Reise wert! Zum ersten Mal haben wir in Bremen übernachtet und bekamen dadurch auch die Möglichkeit, Bremen auch mal abends kennenzulernen.

Übernachten konnten wir im Gästezimmer von Anika und Jochen. Vielen Dank hierfür. Schön habt ihr’s. Und auch schön für uns denn sie Wohnen nur wenige Meter vom Weserstadion, dem Stadion der SV Werder Bremen entfernt.

Wir konnten uns sogar Fahrräder für eine abendliche Tour durch Bremen leihen. Durch die vielen Fahradwege ist man schnell am Ziel. Auch eine Radtour an der Weser entlang bis Bremerhaven und mit dem Schiff zurück soll sehr schön sein, wie uns einheimische berichteten die wir beim Essen an der Schlachte kennenlernten. Nartürlich ist dies nichts für unseren heutigen Besuch, aber wir werden die Idee im Hinterkopf behalten.

Die Schlachte, die noch relativ junge Vergnügungsmeile direkt an der Weser gegenüber der Becks-Brauerei, ist an lauen Sommerabenden gut besucht, wie wir feststellen mussten. Es war gar nicht so leicht einen Tisch bei einem der vielen Restaurants, Biergärten, Kneipen oder Bars für ein Abendessen zu ergattern.

Ein kurzes Stück flussaufwärts sind die Weserwiesen wo sich bei gutem Wetter die sonnenhungrigen Bremer tummeln. Es wird Ball gespielt, gegrillt, gegessen, getrunken, teils auch einfach nur gesonnt, aber alle haben sichtlich ihren Spaß. Manche tanzen sogar am Weserufer und das über Stunden hinweg, denn als wir nach dem Essen und einem Besuch des Marktplatzes wieder an der Weser entlang zurück zum Weserstadion fuhren, tanzten die beiden Pärchen noch immer.

Schanze verpasst

Hamburger SV (Imtech Arena), FC St. Pauli (Millerntor-Stadion)

Von Rostock aus fuhren wir die Ostsee-Autobahn, die A20, zum Rivalen FC St. Pauli nach Hamburg. Um aber nicht kreuzundquer durch die ganze Stadt fahren zu müssen, entschieden wir, zuerst zum Jungfernstieg zu fahren um von dort aus die Stadt zu erkunden. Wir können berichten – alles beim alten. In Hamburg waren wir schon öfters und so drehten wir nur die kleine Runde über den Jungfernstieg zum Rathaus, an der Binnenalster vorbei und wieder zurück zum Auto.

Hamburg ist nach wie vor eine Perle. Trotz mehrfacher Empfehlung verpassten wir auch diesmal die Chance uns das Schanzenvirtel anzuschauen oder bei Tim Mälzer etwas zu essen. Schuld war diesmal eine Vollsperrung bei HH Jenfeld, die unseren Zeitplan durchkreuzte. Genausowenig konnten wir uns St. Pauli mit der Reeperbahn ansehen, das Vergnügungs und Partyviertel Hamburgs. Aber dafür war es sowieso noch zu früh. Die Reeperbahn gilt als die sündigste Meile Deutschlands und der Welt, das älteste Rotlichviertel Deutschlands ist allerdings in Nürnberg beheimatet.

Seine Chance verpasste auch der Kultverein Hamburgs, der FC St. Pauli, denn leider spielt er auch in der kommenden Saison weiterhin in der 2. Liga. Da müssen wir wohl noch ein wenig auf das Stadtderby warten. Aus Sicht des HSV ist das natürlich gut, denn er darf weiter in der ersten Liga spielen. Die Fans mussten teils ganz schön zittern, aber ist ja noch einmal gut gegangen. So spielt der HSV weiterhin in der 1. Liga und das schon seit 1919. Einige behaupten sogar der Verein sei unabsteigbar.

Karten billiger

F.C. Hansa Rostock (DKB-Arena)

Grad noch auschecken (bei Etap heißt das einfach gehen), Sachen ins Auto, ein paar Minuten später und schon ist man in Rostock City. Was ein Zirkus dachten wir, als wir am Stadthafen entlanggingen. Doch der Zirkus war kein Zirkus, sondern die Aufbauarbeiten des Rostocker Pfingstmarktes, der jedes Jahr um diese Zeit im Stadthafen stattfindet. Dieses Jahr gibt es dort aber auch einen Zirkus zu bestaunen. Ansonsten war eher wenig Zirkus in Rostock, also wenig los. Alles sehr ruhig in der kleinen Hansestadt, die uns aber garnicht so hanseatisch vorkam, wie wir es uns erhofft hatten. Ich glaube, Rostock hat nur einen Hafen, weil dort Wasser ist, nicht aber weil sie einen Hafen wollen. Das Flair fehlte komplett. Das haben wir vor 4 Jahren in Hamburg und vor 2 Jahren in Wismar und Stralsund ganz anders erlebt. Ja sogar Kiel war um einiges nautischer.

Wir wollten die Stadt schon bitter enttäuscht verlassen, doch zum Glück liefen wir noch einige Hundert Meter durch Rostocks Innenstadt und über den neuen Markt. Wirklich sehr schön dort. Da lohnt sich ein Besuch, wenn man in der Nähe ist.

Nach unserem Stadtbesuch war selbstverständlich das Stadion an der Reihe. Der F.C. Hansa Rostock spielt in der DKB-Arena im westlichen Teil der Stadt. Daran ändert sich auch durch den Abstieg in die dritte Liga nichts. Einziger trost für die Fans dürften die jetzt hoffentlich etwas günstigeren Tickets sein. Dass der Verein aber auch das Zeug für die 1. Bundesliga hat, das hat er schon mehrfach unter Beweis gestellt. Seine wohl erfolgreichste Zeit war zwischen 1996 und 2005.

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Herta BSC (Olympiastadion), 1. FC Union Berlin (Stadion an der Alten Försterei)

Für Berlin hatten wir uns vorgenommen die Mauer-App auszuprobieren. Mit der iPhone-Anwendung kann man auf den Spuren der Mauer umherwandern und ein wenig vom gewaltigen Stück Berliner Geschichte erleben.

Zu aller erst fuhren wir jedoch ins Stadion an der Alten Försterei. Der Stadionname klingt irgendwie nicht nach einem Stadion eines Bundesligisten (auch nicht der 2. Liga), jedoch ist dies der offizielle Name und auch irgendwie passend, denn das Stadion liegt gut versteckt im Stadtforst Berlins im Stadtteil Köpenick. Wir fuhren bestimmt 3 mal am Stadion vorbei, bis wir es bemerkten. Einen großen Parkplatz, wie man es zum Beispiel von der Allianz Arena her kannten, suchten wir vergebens. Irgendwie sah das ganze Stadion ziemlich nach Baustelle aus, denn dort wird gerade ein neues Trainingsgelände errichtet. Diese Tatsache erschwerte uns das Fotografieren.

Vom Union-Stadion aus fuhren wir zum Checkpoint Charly, der wohl bekannteste Kontrollposten der Alliierten. Am Checkpoint angekommen starteten wir gleich die Mauer-App und liefen am Ministerium für Finanzen vorbei, über den Potsdammer Platz direkt zum Brandenburger Tor. Unterwegs tankten wir eine ordentliche Dosis Geschichte.

Eine ordentliche Dosis gab es für uns auch am Brandenburger Tor. Zuckerschock inklusive! 6 (Dunkin‘) Donuts und nen Kaffee später kugelten wir zurück zum Auto. Von den vielen Polizisten und Sicherheitsbeamten, denen wir auf dem Hinweg begegneten war auf dem Rückweg nichts mehr zu sehen. Bis jetzt konnten wir aber nicht herausfinden welche Treffen im Regierungsviertel stattgefunden hatten – eigentlich ja auch egal, geht ja schließlich um Fußball.

A propos Fußball, unsere nächste Station: das Olympiastadion. Die Mehrzweckarena ist das Heimstadion Berlins „erster“ Mannschaft, der Hertha BSC, auch wenn sie jetzt in die 2. Liga muss. Die Sonne stand schon tief, ermöglichte uns aber einige Atemberaubende Aufnahmen. Vor dem Stadion probte eine Gruppe Fans bereits die Fan-Gesänge zur Europameisterschaft. Man stimmte sich mit allerlei Alkoholischem bereits auf das kommende Fußball-Großereignis ein.

Das Bier am Olympiastadion setzten wir aus, denn wir wollten ja noch weiter nach Rostock – zumindest ins Hotel. Rostock schauen wir uns dann morgen an. Prost!

Schildbürgerstreiche

FC Energie Cottbus (Stadion der Freundschaft)

Nach einer eher ereignislosen Fahrt suchten wir in Cottbus als erstes das Stadion der Freundschaft auf, wie die Spielstätte des FC Energie Cottbus heißt. Die Ultras sind hier allgegenwärtig. Zumindest machen einige Graffiti auf die fanatischen Fans aufmerksam. Das Stadion ist hübsch gelegen, in der Nähe des Branitzer Parks, der wohl Bekannteste Cottbus‘. Erdacht und geschaffen wurde der Park von Fürst Pückler, dem Namensgeber des gleichnamigen Eises.

Weniger Freude hat man allerdings mit der Beschilderung in Cottbus. Gerade wenn man als Tourist versucht vom Stadion aus in die Altstadt zu kommen oder ins Zentrum. Die Schilder zeigen nicht nur in verschiedene Richtungen, auch die Kilometerangaben schwanken extrem von Schild zu Schild. Da startet man bei 2,5km, kommt nur wenige dutzend Meter weiter an ein Schild, wo die Altstadt mit 1,4km ausgeschildert ist und dann läuft man Kilometer weit nur um dann zu lesen, dass es bis zur Altstadt jetzt noch 1,6km seien (kein Richtungswechsel!). Da liegt die Vermutung nahe, dass es in Cottbus so etwas wie eine Altstadt gar nicht gibt. „Irgendwann werden die Touristen schon aufgeben“. Vielleicht so nach dem Motto: „die Altstadt wäre sicher nett gewesen, doch jetzt haben wir keine Zeit mehr weiter danach zu suchen“. Und in wirklichkeit gibt’s gar keine?!

Wir können euch beruhigen, es gibt sie doch. Einige Ausläufer konnten wir unweit des Goetheparks sehen. Schon überraschend, wenn man plötzlich vor einem kleinen Kopfsteinpflastergässchen mit niedlichen Fachwerkhäusern steht.

Wir hatten dann aber wirklich keine Zeit mehr noch länger in Cottbus umher zu wandern und entschieden uns aus diesem Grund für die Weiterfahrt nach Berlin. Mal sehen, wie dieses Lokalderby ausgeht. Im Fußball steht es nach 14 Begegnungen von Hertha und Energie unentschieden.